Wenn sich der Blick auf das Leben verändert
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Mache das Beste aus deinem Leben!
Als Krankenschwester habe ich viele Menschen und Schicksale erlebt. Menschen die hinnehmen, ertragen, leiden und kämpfen. Verzweifelt sind, weil sie gern andere Lösungen gehabt hätten und bisher nicht gefunden haben. Angehörige die sich sorgen oder verdrängen, weil sie nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Familienmitglieder die wegen Streitigkeiten oder vor lauter Überwältigung nicht mal mehr zu Besuch kommen und sich somit auch den letzten Abschied selbst verwehren. Und wenn man dann am Bett eines Patienten, mit seinen Angehörigen steht und alle noch auf ein Wunder hoffen, obwohl sie wissen, dass die Stunden gezählt sind,
fragt man sich, wo das ganze begonnen hat?
Es sind die Geschichten der Betroffenen, die mich nachdenklich gestimmt haben. Die Geschichte einer jungen Mutter, die gerade ihr Kind geboren hatte und selbst an Krebs erkrankt war. Oder die Geschichte einer jungen Frau mit Brustkrebs, die den Tod als Erlösung empfand. Ein älterer Mann der längst von den Ärzten aufgegeben war, sich wieder aufrappelte und als einer der Wenigen, das Hospiz wieder verließ.
Es war nicht schwer zu erkennen, dass Heilung nicht allein an Medikamente oder Operationen gebunden ist. Es gibt Dinge in uns, die uns als Mensch ausmachen, unsere Gedanken und Gefühle, unsere Bedürfnisse und unsere Einzigartigkeit. Was für ein Leben lebt man, wenn es nicht mehr erfüllt ist und lebenswert scheint. Wenn Kummer und Sorgen überwiegen und der Wunsch das Leben zu verlassen, größer ist, als der Wunsch am Leben zu sein.
Und dennoch, waren es genau diese Erfahrungen, in denen Menschen das Leben verließen oder neu in das Leben kamen, die mich nachhaltig geprägt haben. Was für eine Freude, wenn so ein kleiner Winzling das Licht der Welt erblickt. Ich habe unzählige Geburten erlebt und liebe es dem Leben bei seinen Wundern zuzuschauen. Man kann die unendliche Liebe spüren, diese erfüllende Energie, die den Raum durchbricht. Es ist die selbe unendliche Liebe die man spüren kann, wenn der Mensch dieses Leben wieder verlässt. Es hat etwas friedliches und schon fast etwas anmutiges.
Ich mochte den Austausch mit den Menschen über die Blickweise zum Leben und dem Tod.
Es war interessant, was das mit Menschen machte. Die einen kämpften und haderten bis zum Schluß, während andere Frieden schlossen und ganz in Ruhe dem Ereignis entgegentraten. Es ist ein Kommen und Gehen und während sich Mütter auf das Leben ihres Ungeborenen vorbereiten, verabschieden sich andere davon.
Man bekommt einen anderen Blick, sieht das Leben von einer anderen Seite. Hält öfter mal inne und macht sich den Moment bewusst. Du genießt das Lächeln eines Menschen der vorüber geht, genießt die Vielfalt der Natur und die Schönheit, die in allem verborgen liegt. Du erlebst den Moment intensiver und liebst den Duft der Blumen und Gräser, hörst das Zwitschern der Vögel und freust dich über die Menschen, die dein Leben bereichern. Du bist dankbar für das, was du hast und schaust nicht allzu sehr, nach dem was du nicht hast.
Und wenn du mehr von diesen Dingen in deinem Leben haben willst, tust du die Dinge, die es braucht bevor der große Knall ertönt oder das Schicksal dich daran erinnert, wie wertvoll es für dich ist.
Es sind die alltäglichen Dinge, die das Ergebnis machen und deshalb für viele so gewöhnlich sind, dass sie die Stellschrauben nicht erkennen, die ihren Kurs auf eine positive Art beeinflussen könnten.
Wieviele Menschen berichteten von zerbrochenen Beziehungen der eine Erkrankung folgte. Es ist nicht selten, das nach Schicksalsschlägen, wie Verluste oder Traumata Menschen über ihren Verlust der Gesundheit berichteten.
Wieviele Menschen fühlen sich einsam in Beziehungen oder der eigenen Familie?
Wieviele Menschen nehmen es hin, weil sie glauben, dass es selbstverständlich ist?
Es beginnt mit der Beziehung zu dir selbst.
Und kein Arzt oder Therapeut, kein Aussenstehender kann darüber entscheiden, wie du mit dir umgehst. Keiner kann entscheiden, was du über dich denkst, wie du fühlst und welche Entscheidungen du triffst, all das liegt an dir.
Ich möchte dir verdeutlichen, dass bevor jemand dir sagt, was du zu tun oder zu lassen hast, vielleicht mal selber in dich hinein hörst, was du brauchst und willst.
Wir entscheiden, was wir essen und wie wir essen. Wir entscheiden, ob und wann wir schlafen. Wir entscheiden, ob wir uns bewegen Sport treiben oder Tanzen gehen.
Wir entscheiden, welcher Art unsere Beziehungen sind, was wir zulassen oder eben nicht. Wir entscheiden, wofür wir unsere Energie aufbringen und mit wem oder was wir unsere Zeit verbringen.
Und selbst ob wir mehr Freude oder Trauer in unserem Leben haben wollen, Erfolg oder Misserfolg ist letztendlich eine Entscheidung. Und nicht jedes Nein ist eine Ablehnung, es kann auch ein ja für dich und deine Belange sein.
Unsere täglichen Entscheidung haben soviel mehr Potential als uns manchmal bewusst ist.
Gesundheit fängt für mich, nicht erst mit ihrer Abwesenheit an.
Für mich bedeutet es, das Leben in all seinen Fassetten genießen zu können, zu wachsen und immer wieder neue Blickwinkel zu erlangen, um das Leben noch besser zu verstehen und leichter erleben zu können. Gewappnet zu sein und sich seiner Fähigkeiten bewusst zu machen und ein Meister des Lebens zu werden.


